Stolpersteine wertschätzender Führung

Warum gute Absichten allein nicht reichen

Stolpersteine wertschätzender Führung: Warum gute Absichten allein nicht reichen

Der Teamleiter steht in der Tür, die Hand noch am Türgriff, gedanklich ist er bereits beim nächsten Termin. Trotzdem ruft er noch kurz ein „Gut gemacht“ in den Raum herein, um ein Teammitglied zu loben. Er meint es ernst und nett. Der Mitarbeitende schaut kurz hoch, lächelt gezwungen und nickt. Das Lob, so halb im Vorbeigehen, zwischen Türrahmen und To-do-Liste kommt aber nicht wirklich bei ihm an. Er weiss, dass es vermutlich wertschätzend sein sollte, die Aussage fühlt sich aber eher an wie ein akustisches Schulterklopfen und wenig nach einem ernsthaften Lob.
Genau hier beginnt das Dilemma: Jeder möchte eine wertschätzende Führung, viele Führungskräfte denken auch, dass sie sehr wertschätzend mit ihren Mitarbeitenden umgehen. Aber dennoch kommt die Wertschätzung bei den Mitarbeitenden nicht an, da sich zwischen Anspruch und Wirklichkeit zahlreiche Stolpersteine auftun.

Wertschätzung – mehr als nur Freundlichkeit

Der Begriff „wertschätzende Führung“ ist längst kein Nischenthema mehr. In der modernen Arbeitswelt wird es als Erfolgsfaktor gehandelt: für Motivation, Loyalität, Teamgeist, Innovationskultur. Doch was steckt eigentlich konkret dahinter?
Wertschätzende Führung ist ein Ansatz, der die Anerkennung der Stärken, Leistungen und des Potenzials der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellt und so eine positive und unterstützende Arbeitsatmosphäre schafft, in der offene Kommunikation, gegenseitiger Respekt und konstruktives Feedback gelebt werden.
Psychologisch betrachtet ist Wertschätzung ein menschliches Grundbedürfnis – Carl Rogers sprach in diesem Zusammenhang von „bedingungsloser positiver Beachtung“. Auch Motivationstheorien wie die von Maslow oder Deci & Ryan zeigen: Menschen wollen nicht nur funktionieren, sie wollen sich gesehen fühlen. Wichtig ist dabei aber zu wissen, dass Wertschätzung subjektiv ist. Während der eine Mitarbeitende sich beispielsweise über ein Lob wie im obigen Beispiel freut, kann ein anderer Mitarbeitender dieses sogar als herablassend wahrnehmen. Um sich anderen gegenüber wertschätzend zu verhalten ist es also wichtig, Menschen mit ihrer individuellen Persönlichkeit wahrzunehmen. Für Führungskräfte bedeutet das: Es reicht nicht, oberflächlich nett zu sein – es geht um echtes Interesse, Transparenz, Anerkennung und Kommunikation auf Augenhöhe.
In der Theorie klingt das wunderbar. In der Praxis? Da sieht man oft das genaue Gegenteil.

7 häufige Stolpersteine bei wertschätzender Führung

1. Unklare Kommunikation
Der Klassiker: Die Führungskraft ist sich sicher, dass sie sich klar und präzise ausgedrückt hat. Das Team jedoch denkt: „Das hätte man auch klar sagen können.“
Was oft fehlt, ist nicht die Kommunikation und Transparenz – sondern deren Verständlichkeit. So kann es vorkommen, dass man in einem Meeting nach dem anderen sitzt, ohne dass diese zu der eigentlichen Arbeit positiv beitragen. Wertschätzende Führung heisst aber, Botschaften so zu übermitteln, dass sie wirklich ankommen, und die Zeit des Gegenübers zu schätzen. Daher sollte Kommunikation klar, konsequent und einfach verständlich sein.

2. Unehrliches oder floskelhaftes Lob
Um Wertschätzung zu zeigen lobt die Führungskraft einen Mitarbeitenden automatisch mit den Worten: „Das hast du super gemacht.“ Was als freundliches Lob gemeint ist, kann jedoch verwirrend sein, wenn es so allgemein gehalten ist, dass der Mitarbeitende nicht versteht, auf was sich das Lob bezieht. Anerkennung ist wichtig, aber insbesondere wenn auf Nachfrage keine genaue Erklärung gegeben werden kann, was genau gelobt wird, verliert wie ihren Wert. Daher sollte Lob nicht inflationär, automatisch oder unkonkret verwendet werden. Richtige Wertschätzung wirkt nur, wenn sie ehrlich, authentisch, individuell und situationsbezogen ist. Alles andere klingt wie Textbausteine aus einem alten Führungshandbuch.

3. Zeitmangel
„Ich würde ja gern wertschätzend führen, aber…“
Zeit ist ein knappes Gut, aber wertschätzende Führung braucht Präsenz, da man sich hierfür mit den Mitarbeitenden intensiv auseinandersetzen muss und ihnen mit Aufmerksamkeit, Wohlwollen und Freundlichkeit begegnen sollte. Daher funktioniert Wertschätzung nicht im Multitasking-Modus zwischen Outlook-Ping und Jour Fixe. Wer keine Zeit hat, zuzuhören, darf sich nicht wundern, wenn irgendwann keiner mehr mit ihm spricht.

4. Konfliktscheu statt Konsequenz
Oft wird Wertschätzung mit Nachsicht verwechselt. Jemanden ernst zu nehmen heisst aber auch, Fehlverhalten anzusprechen – respektvoll, aber klar. Wer unangenehme Dinge meidet, handelt nicht empathisch, sondern wirkt unsicher. Daher sollte Wertschätzung auch darauf basieren, bei Fehlverhalten konsequent zu reagieren und dieses nicht einfach auszusitzen. Konstruktives Feedback ist eine wertschätzende Form mit unerwünschtem Verhalten umzugehen. Auch aktives Zuhören und Nachfragen kann dazu beitragen, solches Verhalten zu verstehen und zukünftig in die richtige Richtung zu lenken.

5. Rollenkonflikt: Freund oder Führungskraft?
Es ist menschlich, beliebt sein zu wollen, und wertschätzende Führung kann die eigene Beliebtheit durchaus steigern. Wichtig ist aber, dass Führung ist kein Beliebtheitswettbewerb wird. Wertschätzung heisst also nicht, es allen recht zu machen. Es heisst die Mitarbeitenden zu sehen, aber jederzeit in der eigenen Rolle zu bleiben, um Verlässlichkeit zu zeigen. Führungskräfte sollen also keine Freunde sein, aber auch nicht ins Gegenteil verfallen und Kontrolleure werden. Gerade für Führungskräfte, die neu in einer leitenden Position sind, kann das ein schwieriger Drahtseilakt sein.

6. Unbewusste Voreingenommenheit (aka Lieblingsmitarbeiter-Syndrom)
Wir alle sind Menschen – und Menschen haben Sympathien. Schwierig wird es, wenn diese bewusst oder unbewusst Entscheidungen oder Bewertungen beeinflussen. Transparenz in Entscheidungsprozessen und Feedbackmechanismen sind essenziell, denn nichts untergräbt Wertschätzung mehr als das Gefühl, unfair behandelt zu werden. Um das zu verhindern ist es wichtig, dass Führungskräfte ihr eigenes Verhalten reflektieren können, was zunächst gar nicht so einfach ist. Wertschätzende Führung beginnt allerdings immer bei einem selbst. Nur mit einem guten Selbstwertgefühl und einer klaren Wahrnehmung von sich selbst und dem eigenen Verhalten können Führungskräfte ihren Mitarbeitenden gegenüber wirklich wertschätzend sein.

7. Kein echtes Interesse
Die grösste Stolperfalle: Wertschätzung lässt sich nicht simulieren. Wer nur fragt „Wie geht’s?“ um einen Haken auf der täglichen To-Do-Liste zu setzen, wird wenig Vertrauen ernten. Daher ist es wichtig, dass Führungskräfte Vertrauen und echtes Interesse zeigen. Bedenken Sie dabei: Wenn ein Mitarbeitender etwas für wichtig genug hält, um es mit Ihnen zu teilen, dann ist diese Information es auch Wert, dass sie zuhören und darauf reagieren. Das gilt auch für private Dinge und insbesondere dann, wenn es sich um sonst eher stillere Mitarbeitende handelt, die nicht viel von sich preisgeben. Wer echtes Interesse an anderen zeigt wird ausserdem viel schneller und einfacher Dinge an ihnen kennenlernen, die er wertschätzen kann.

Wie lässt sich Wertschätzung wirklich leben?

Es gibt zahlreiche Wege, eine authentische Führungskultur zu gestalten, sodass diese Art der Führung einfach an das jeweilige Team und die Führungskraft angepasst werden kann. Einige Tipps, die Ihnen auf dem Weg helfen können sind:

  • Regelmässiger Austausch: Kommunikation und Transparenz sind wichtig. Dabei sollten es aber keine Pflichttermine, sondern echte Gespräche auf Augenhöhe sein.
  • Feedback: Ehrliches Feedback geben und annehmen zu können ist die Basis von wertschätzender Führung. Dazu gehört auch eine wertschätzende Fehlerkultur.
  • Kommunikation: Klare, verständliche Kommunikation ist insbesondere auch in stressigen Zeiten wichtig. Wird die Zeit dafür eingeräumt, können unschöne Missverständnisse und daraus resultierende Probleme einfach vermieden werden.
  • Interesse: Um ein positives Vorbild zu sein sollten Führungskräfte echtes Interesse an ihren Mitarbeitenden zeigen – nicht nur an der Leistung.
  • Konsequenz: Entscheidungen sollten konsequent umgesetzt werden. Wichtig sind dabei Transparenz, Fairness und Nachvollziehbarkeit.
  • Selbstreflexion: Wertschätzende Führung beginnt bei einem selbst. Ein gutes Selbstwertgefühl und regelmässige Selbstreflexion erleichtern es Führungskräften, in Stress- und Konfliktsituationen zu bestehen und verhindert die Abhängigkeit von Aufmerksamkeit, Statussymbolen oder Erfolgserlebnissen. Wer mit sich selbst wertschätzend umgeht, kann dies auch leichter im Umgang mit Mitarbeitenden umsetzen.

Wertschätzung ist keine Methode, sondern eine Haltung. Wer sie ernst nimmt, merkt schnell: Sie ist kein Extra, sondern die Grundlage dafür, dass Teams funktionieren – und Menschen sich entfalten können.

Fazit

Wertschätzende Führung ist kein Allheilmittel, aber sie ist der Anfang von Vertrauen, Motivation, Engagement. Und sie ist gleichzeitig herausfordernd. Denn sie verlangt von Führungskräften nicht nur kommunikative Stärke, sondern auch Selbstreflexion, Konsequenz und Zeit. Die gute Nachricht: Es lohnt sich. Mitarbeitende, die sich gesehen fühlen, bringen sich anders ein. Sie sind loyaler, kreativer und resilienter. Und sie bleiben im Unternehmen – nicht, weil sie müssen, sondern weil sie wollen.

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