Projektmanagement-ABC: P wie PERT – Program Evaluation and Review Technique
PERT im Fokus: Strategien für realistische Zeitplanung

Die Planung und Steuerung komplexer Projekte kann eine große Herausforderung sein. PERT, bzw. die Program Evaluation and Review Technique, ist ein leistungsstarkes Werkzeug, dass Projektleitenden hilft, Unsicherheiten bei der Planung zu reduzieren, Ressourcen effizient zu nutzen und Projekte termingerecht abzuschließen.
Was ist PERT?
Die Program Evaluation and Review Technique (PERT) wurde in den 1950er Jahren von der United States Navy entwickelt, um das Polaris-Programm – die Entwicklung eines ballistischen Raketenabwehrsystems – zu steuern. Ziel war es, ein Werkzeug zu schaffen, das Unsicherheiten in der Zeitplanung berücksichtigt und dennoch eine realistische Grundlage für die Projektsteuerung bietet.
Im Kern ist PERT ein netzwerkbasiertes Planungsverfahren, das Projektaktivitäten in Abhängigkeit zueinander darstellt und die geschätzten Dauern für jede Aktivität berücksichtigt. Anders als traditionelle Gantt-Diagramme, die lineare Abfolgen darstellen, fokussiert sich PERT auf die logischen Zusammenhänge und zeigt den kritischen Pfad eines Projektes auf. Dieser kritische Pfad ist essenziell, da er die Mindestdauer des Projektes bestimmt.
Die Grundlagen von PERT
PERT basiert auf der Annahme, dass die Dauer einzelner Projektaktivitäten nicht genau bekannt ist und daher als Wahrscheinlichkeitsverteilung angegeben wird. Dabei kommen drei Zeitabschätzungen ins Spiel:
- Optimistische Zeit („a“): Die kürzeste Dauer, die unter idealen Bedingungen möglich ist.
- Pessimistische Zeit („b“): Die längste Dauer, die bei ungünstigen Bedingungen eintreten kann.
- Wahrscheinlichste Zeit („m“): Die realistischste Schätzung unter normalen Bedingungen.
Aus diesen drei Werten wird die erwartete Zeit („te“) für jede Aktivität berechnet, indem die folgende Formel angewandt wird:
te = (a + 4m + b) / 6
Dieses gewichtete Mittel berücksichtigt, dass die wahrscheinlichste Zeit (m) eine größere Gewichtung hat als die beiden Extremwerte (a und b).
Erstellung eines PERT-Diagramms
Die Erstellung eines PERT-Diagramms erfolgt in mehreren Schritten:
- Aufgaben identifizieren: Alle notwendigen Aktivitäten werden definiert und in ihre Einzelbestandteile zerlegt.
Beispiel: Ein Team plant die Organisation einer Konferenz. Die Hauptaufgaben umfassen: Auswahl des Veranstaltungsorts, Einladung der Teilnehmenden, Vorbereitung der Materialien und Durchführung einer Generalprobe. - Sequenzen festlegen: Die logische Reihenfolge und Abhängigkeiten der Aktivitäten werden bestimmt. Dabei wird geklärt, welche Aufgaben voneinander abhängig sind und welche parallel ausgeführt werden können.
Beispiel: Der Veranstaltungsort muss vor der Einladung der Teilnehmenden und der Vorbereitung der Materialien festgelegt werden. Die Generalprobe erfolgt nach der Materialvorbereitung und vor der Konferenz müssen alle anderen Aufgaben abgeschlossen sein. - Zeitschätzungen vornehmen: Für jede Aktivität werden die drei Zeitabschätzungen (a, m, b) sowie die erwartete Dauer (te) ermittelt.
Beispiel:
Aufgabe a (optimistisch) m (wahrscheinlich) b (pessimistisch) te (erwartet) Veranstaltungsort auswählen 2 Tage 4 Tage 6 Tage 4 Tage Einladung verschicken 1 Tag 2 Tage 3 Tage 2 Tage Materialien vorbereiten 3 Tage 5 Tage 7 Tage 5 Tage Generalprobe durchführen 1 Tag 2 Tage 3 Tage 2 Tage - Netzwerkdiagramm erstellen: Die Aktivitäten werden grafisch in Form eines Netzwerks dargestellt. Dabei repräsentieren Knoten die Ereignisse (Meilensteine), während Pfeile die Aktivitäten und Abhängigkeiten symbolisieren. Gestrichelte Pfeile stehen häufig für eine Abhängigkeit, ohne Ressourcen, also ohne dass eine Aktivität durchgeführt werden muss.
Beispiel: Das Netzwerkdiagramm zeigt die Reihenfolge der Aufgaben und die Abhängigkeiten. - Kritischen Pfad bestimmen: Der kritische Pfad wird identifiziert, indem die Pfade mit der längsten Gesamtdauer berechnet werden. Dieser Pfad ist entscheidend, da Verzögerungen in diesen Aktivitäten das gesamte Projekt verzögern.
Beispiel: Der kritische Pfad ist in diesem Fall: Veranstaltungsort auswählen → Materialien vorbereiten → Generalprobe → Konferenz. Die erwartete Mindestdauer des Projektes ist somit 11 Tage.

Vorteile der PERT-Methode
Die Anwendung von PERT bietet zahlreiche Vorteile:
- Realistische Zeitplanung: Durch die Berücksichtigung von Unsicherheiten in der Planung liefert PERT realistischere Zeitprognosen als traditionelle Methoden.
- Fokus auf kritische Aktivitäten: Der kritische Pfad zeigt deutlich auf, welche Aufgaben besondere Aufmerksamkeit erfordern, um Projektverzögerungen zu vermeiden.
- Flexibilität: Die Methode eignet sich hervorragend für Projekte mit hoher Unsicherheit oder vielen unbekannten Variablen, da sie verschiedene Szenarien berücksichtigt.
- Transparenz: Durch die visuelle Darstellung der Projektstruktur können alle Stakeholder leicht erkennen, welche Aufgaben voneinander abhängen und wie sich Änderungen auswirken.
- Frühzeitige Problemidentifikation: Potenzielle Engpässe oder Verzögerungen lassen sich frühzeitig erkennen, sodass Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können.
Herausforderungen und Grenzen von PERT
Trotz seiner Stärken hat PERT auch einige Schwächen, die Projektleitende beachten sollten:
- Aufwändige Erstellung: Die detaillierte Erfassung von Aktivitäten und Zeitschätzungen erfordert einen hohen Planungsaufwand, insbesondere bei großen und komplexen Projekten.
- Subjektivität: Die Genauigkeit der Zeitschätzungen hängt von der Erfahrung und dem Urteilsvermögen der beteiligten Personen ab.
- Ungeeignet für einfache Projekte: Bei kleinen oder wenig komplexen Projekten kann der Nutzen von PERT den Aufwand nicht rechtfertigen.
- Keine Kostenberücksichtigung: PERT konzentriert sich ausschließlich auf die Zeitplanung und bezieht keine finanziellen Aspekte ein. Für eine umfassendere Projektplanung sollte es daher mit anderen Methoden wie der Kostenwertanalyse kombiniert werden.
Fazit
Die Program Evaluation and Review Technique (PERT) ist ein wertvolles Werkzeug im Projektmanagement, insbesondere für komplexe Projekte mit unsicheren Zeitschätzungen. Sie bietet eine strukturierte Herangehensweise zur Planung und Steuerung von Projekten und hilft dabei, Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren. Gleichzeitig erfordert die Methode jedoch einen hohen Planungsaufwand und fundierte Zeitschätzungen. Durch die Kombination von PERT mit anderen Methoden können Projektleitende jedoch eine ganzheitliche Planung sicherstellen und Projekte effizienter zum Erfolg führen.
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