Kraftfeldanalyse im Projektmanagement: Veränderungen gezielt gestalten

Veränderung ist Alltag im Projektmanagement. Neue Tools, Prozesse oder Teamzusammensetzungen erfordern ständige Anpassung. Doch Veränderungen verlaufen selten reibungslos – oft treffen gute Ideen auf Widerstände. Hier kommt die Kraftfeldanalyse ins Spiel: ein einfaches, aber effektives Werkzeug, um Veränderungen gezielt und strukturiert anzugehen.
In diesem Beitrag erfahren Sie was eine Kraftfeldanalyse ist, warum sie im Projektmanagement so hilfreich ist, wie Sie sie Schritt für Schritt anwenden und worauf Sie dabei achten sollten.
Was ist eine Kraftfeldanalyse?
Die Kraftfeldanalyse, oder auch Force Field Analysis, wurde vom Psychologen Kurt Lewin entwickelt. Sie beruht auf einer einfachen, aber wirkungsvollen Annahme: Jede Veränderung wird durch Kräfte vorangetrieben – und gleichzeitig durch andere Kräfte gebremst.
Diese Kräfte lassen sich in zwei Gruppen einteilen:
Treibende Kräfte | Hemmende Kräfte |
Unterstützen die Veränderung | Halten am Status quo fest |
Machen Veränderung wahrscheinlicher | Machen Veränderung schwieriger |
Beispiel: Wenn ein neues Projekttool eingeführt werden soll, können treibende Kräfte der Wunsch nach Effizienz und Transparenz sein – hemmende Kräfte könnten in Unsicherheiten oder Gewohnheiten des Teams liegen.
Ziel der Kraftfeldanalyse ist es, diese Einflussfaktoren auch visuell sichtbar zu machen und anschliessend gezielt einen Aktionsplan abzuleiten, um das Ziel möglichst einfach erreichen zu können. D. h. treibende Kräfte sollen gestärkt, hemmende möglichst reduziert werden. Dargestellt wird die Kraftfeldanalyse meist indem das Ziel in einem zentralen Kasten abgebildet wird, während rechts und Links davon die Kräfte durch Pfeile abgebildet werden. Die Stärke der jeweiligen Einflussfaktoren wird dabei durch die Länge der Pfeile dargestellt.
Warum ist die Kraftfeldanalyse im Projektmanagement so hilfreich?
Die Analyse wird in zahlreichen Disziplinen und Anwendungsgebieten eingesetzt, insbesondere für Situationen, in denen sich eine Veränderung abzeichnet. Gerade im Projektalltag steht man ständig vor der Herausforderung, Veränderungen nicht nur zu initiieren, sondern auch erfolgreich umzusetzen. Genau hier unterstützt Sie die Kraftfeldanalyse:
- Sie schafft Klarheit über Einflussfaktoren, Widerstände und Unterstützer.
- Sie fördert die Kommunikation im Team und mit Stakeholdern.
- Sie hilft bei der Entscheidungsfindung, indem sie systematisch Chancen und Risiken abwägt.
- Sie macht implizite Dynamiken sichtbar, etwa emotionale Barrieren oder gruppendynamische Effekte.
Ob im Change-Management, bei der Einführung neuer Prozesse oder bei komplexen Entscheidungen – die Methode lässt sich flexibel einsetzen und trägt so zur Entwicklung einer optimalen Strategie bei.
In 5 Schritten zur eigenen Kraftfeldanalyse
Sie benötigen keine speziellen Tools – Papier, Whiteboard oder ein digitales Board reichen aus, um eine Kraftfeldanalyse zu erstellen.
- Ziel der Veränderung und Ausgangslage klären
Im ersten Schritt geht es darum, konkret zu formulieren, welche Veränderung Sie analysieren möchten, und was die Ausgangslage ist.
Beispiel: „Einführung einer neuen Projektmanagementsoftware im Team, da Excel für die aktuellen Projekte nicht mehr ausreichend ist.“ - Treibende Kräfte identifizieren
Nun identifizieren Sie die reibenden Kräfte. Stellen Sie daher situationsbezogene Fragen, wie z. B.: Was spricht für die Veränderung? Welche Argumente, Erwartungen oder Personen treiben sie voran? Welche Rahmenbedingungen fördern die Veränderung?
Typische treibende Kräfte sind beispielsweise:- Effizienzsteigerung oder Kosteneinsparung
- Druck durch externe Anforderungen
- Unterstützung durch Führungskräfte oder andere Stakeholder
- Positive Erfahrungen aus anderen Projekten
- Hemmende Kräfte identifizieren
Anschliessend beschäftigen Sie sich mit dem hemmenden Kräften. Fragen Sie beispielsweise: Was spricht gegen die Veränderung? Wo liegen Ängste, Hürden oder Risiken? Wer oder was blockiert die Veränderung? Gibt es genug Ressourcen, wie Personal, Budget oder Knowhow? Wer hat Interesse daran, dass die Veränderung scheitert? Welche Abhängigkeiten z. B. zu anderen Projekten stehen dem Ziel im Weg?
Typische hemmende Kräfte:- Angst vor Mehraufwand
- Mangel an Know-how
- Widerstand im Team
- Fehlende Ressourcen
- Kräfte bewerten
Geben Sie den Kräften eine Stärke (z. B. von 1 bis 5), um deren Einfluss einzuschätzen und sie zu priorisieren. Das hilft, die Dynamik besser zu verstehen und im nächsten Schritt eine wirkungsvolle Strategie zu entwickeln, die sich vor allem auf die stärksten Einflussfaktoren beschränken sollte. - Strategien entwickeln
Jetzt geht es daran, Strategien zu entwickeln und diese umzusetzen. Überlegen Sie sich also, wie treibende Kräfte gestärkt und hemmende Kräfte reduziert werden können. Wählen Sie dafür die Kräfte, die den grössten Einfluss haben aus. Dokumentieren Sie die gefundenen Ideen und Massnahmen sowie die erhoffte Wirkung und achten Sie dabei auf mögliche Abhängigkeiten oder Synergien.
Treibende Kräfte können häufig durch gezielte Kommunikation oder Pilotprojekte gestärkt werden. Dagegen lassen sich viele hemmende Kräfte durch Schulungen, gezielte Gespräche oder Anpassungen reduzieren.
Praxisbeispiel: Einführung eines neuen Tools im Projektteam
Ausgangslage: Ein Projektteam nutzt Excel zur Planung. Die Projektleitung würde gerne ein professionelles Tool einführen, um Transparenz und Zusammenarbeit zu verbessern.

Strategie:
- Pilotprojekt mit ausgewählten Teammitgliedern
- Schulung und Support anbieten
- Nutzen transparent kommunizieren
Ergebnis: Die Analyse hilft der Projektleitung, die Einführung gezielt zu planen und Widerstände frühzeitig anzugehen.
Tipps für die Anwendung
- Beziehen Sie Ihr Team ein – besonders in frühen Phasen. Perspektivenvielfalt erhöht die Qualität der Analyse.
- Visualisieren Sie die Kräfte – das schafft Klarheit und Diskussionsgrundlagen.
- Bewerten Sie nicht vorschnell. Auch scheinbar „irrationale“ Bedenken sind wertvoll.
- Nutzen Sie die Methode iterativ, z. B. vor und nach entscheidenden Projektphasen.
Typische Fehler – und wie Sie sie vermeiden
Fehler |
Besser so |
Nur offensichtliche Kräfte notieren |
Auch emotionale & zwischenmenschliche Dynamiken berücksichtigen |
Kräfte bewerten, ohne Beteiligung |
Bewertungen gemeinsam im Team erarbeiten |
Analyse bleibt ohne Folgen |
Konkrete Strategien ableiten und umsetzen |
Expertentipp: Tiefer blicken – und gezielter kommunizieren
Viele Kräfte, die eine Veränderung beeinflussen, sind nicht auf den ersten Blick sichtbar. Gerade hemmende Faktoren wirken oft im Verborgenen – etwa Ängste, unbewusste Loyalitäten oder unausgesprochene Erwartungen. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, die Kraftfeldanalyse gemeinsam mit einem neutralen Moderator oder Coach durchzuführen, um auch sensible Themen offen anzusprechen.
Die Methode eignet sich auch hervorragend als Kommunikationsinstrument: Indem Sie treibende und hemmende Kräfte visualisieren und offen diskutieren, schaffen Sie Transparenz – und erhöhen die Akzeptanz für Veränderungsprozesse spürbar.
Unser Tipp: Kombinieren Sie die Kraftfeldanalyse mit einer Stakeholder- oder Umfeldanalyse, um noch differenzierter planen zu können.
Fazit
Die Kraftfeldanalyse ist mehr als ein Analyse-Tool – sie ist ein Denkmuster, das hilft, Veränderungen bewusst zu gestalten. Sie strukturiert Diskussionen, fördert die Beteiligung und erleichtert fundierte Entscheidungen.
Probieren Sie sie in Ihrem nächsten Projekt aus – sei es bei kleinen Anpassungen oder bei umfassenden Veränderungsvorhaben. Die Kraftfeldanalyse braucht nicht viel – nur Offenheit, ein bisschen Zeit und den Willen, genauer hinzuschauen.
Die Integration der Kraftfeldanalyse in Ihre Projektmanagementprozesse kann durch den Einsatz einer geeigneten Softwarelösung erheblich erleichtert werden. Hier bietet myPARM ProjectManagement wertvolle Unterstützung: Mit Funktionen wie Projektcontrolling, Ressourcenmanagement, Risiko- und Chancenmanagement sowie einem umfassenden Reporting ermöglicht myPARM eine transparente Darstellung und Bewertung von Einflussfaktoren innerhalb Ihrer Projekte. Durch individuell anpassbare Dashboards und Berichte können Sie sowohl treibende als auch hemmende Kräfte identifizieren, visualisieren und gezielt steuern, um Ihre Veränderungsprozesse effektiv zu gestalten.
Erfahren Sie mehr über die Projekt- und Portfoliomanagementsoftware myPARM:
Sie möchten myPARM in einer Demovorführung kennenlernen? Dann vereinbaren Sie gleich einen Termin mit uns!