Die Unsichtbarkeitsfalle

Warum Wahrnehmung im Projektmanagement oft wichtiger als Leistung ist

Die Unsichtbarkeitsfalle

In einer idealen Welt zählt nur die geleistete Arbeit: Projekte werden abgeschlossen, Probleme gelöst, Meilensteine erreicht – alles reibungslos und ohne großen Aufwand, anderen davon zu berichten. Doch die Realität sieht anders aus. So ist meist die Wahrnehmung der Leistung entscheidend und nicht die tatsächlich erbrachte Leistung. Ein Satz, der diese Dynamk treffend beschreibt stammt von Robert J. Graham: „If they know nothing of what you are doing, they suspect you are doing nothing“. Dieser Gedanke befasst sich mit der Bedeutung von Kommunikation und Sichtbarkeit in Projekten. Wir werfen einen Blick darauf, was Grahams Gesetz bedeutet, welche praktischen Herausforderungen es gibt und geben praktische Tipps, wie sich Projekte und Leistungen ins richtige Licht rücken lassen.

Warum Transparenz so wichtig ist

Transparente Kommunikation ist der Schlüssel zu effektiver Zusammenarbeit, Stakeholder-Management und erfolgreichem Erwartungsmanagement. Ohne klare Kommunikation kommt es schnell zu Missverständnissen, wie Grahams Gesetz zeigt:

  1. Wenn niemand weiß, was Sie tun…
    Menschen neigen dazu, das, was sie nicht sehen oder verstehen, negativ zu interpretieren. Wenn keine Updates oder Fortschrittsberichte vorliegen, vermuten Stakeholder, Vorgesetzte oder auch Teammitglieder daher oft, dass nichts vorangeht – selbst wenn das Gegenteil der Fall ist. Zu wenig transparente Kommunikation führt also zu Missverständnissen und Misstrauen.
  2. …aber wenn Sie zu viel darüber reden, was Sie tun…
    Auf der anderen Seite kann eine endlose Flut an Details den Eindruck erwecken, dass mehr Energie in das Reden über die Arbeit als in die eigentliche Arbeit fließt. Lange Rechtfertigungen, übermäßige Meetings oder ausufernde Statusberichte können genauso Misstrauen schüren wie Schweigen. Ein Zuviel an Kommunikation wirkt also ineffizient und belastet andere mit Informationen, die diese nicht benötigen.

Es ist also wichtig, die richtige Balance zwischen Transparenz und Informationen zu finden – insbesondere im Projektmanagement, wo Kommunikation laut Studien bis zu 90 % der Arbeitszeit eines Projektmanagers ausmacht.

Die Unsichtbarkeitsfalle

Robert J. Grahams Beobachtungen sind besonders relevant für Projektarbeit, in der Fortschritte oft schwer greifbar sind – sei es, weil Teams remote arbeiten, technische Aufgaben für Außenstehende abstrakt erscheinen oder die Arbeit sich in langwierigen Phasen ohne sichtbare Ergebnisse abspielt. Typische Szenarien sind:

  • Stille Mitarbeitende: Manche Teammitglieder erledigen ihre Aufgaben still und gewissenhaft, ohne die Ergebnisse sichtbar zu machen. Dadurch wird Beitrag wird leicht übersehen, insbesondere, wenn andere Teammitglieder lauter auftreten.
  • Der Dauer-Krisenmodus: In stressigen Projekten konzentriert sich die Kommunikation oft ausschließlich auf Probleme. Fortschritte, Meilensteine oder Erfolge gehen dabei unter.
  • Die Black-Box-Phase: Technisch komplexe oder langfristige Aufgaben bleiben für Stakeholder oft eine „Black Box“, die sie nicht durchschauen können – was leicht den Eindruck erweckt, dass nichts vorwärtsgeht. Gleiches gilt für alle Aufgaben, deren Aufwand für Aussenstehende nicht abzuschätzen ist, da sie die Hintergründe nicht verstehen. In solchen Fällen gehen die meisten Menschen davon aus, dass ihr gegenüber nichts arbeitet.
  • Das Management-Paradoxon: Aber auch Führungskräfte und Projektleitende trifft dieses Problem häufig. Diese sind oft so mit Koordination beschäftigt, dass ihre eigentlichen Leistungen, wie beispielsweise das Entschärfen von Konflikten oder die strategische Ausrichtung, nicht als Arbeit wahrgenommen werden.

Diese Beispiele verdeutlichen, wie leicht Arbeit im Verborgenen bleibt oder selbst Höchstleistung unterschätzt wird. Leider hat dies grosse Auswirkungen und kann zu schwerwiegenden Missverständnissen führen:

  • Für das Team: Wird durch zu wenig Kommunikation die Leistung einzelner Mitglieder nicht wahrgenommen, können diese schnell demotiviert werden. Umgekehrt kann es aber auch schnell passieren, dass ein Teil des Teams das Gefühl hat, das einzelne Mitglieder zu wenig arbeiten, auch wenn diese tatsächlich Höchstleistung bringen. Das kann wiederum zu grossen Konflikten innerhalb des Teams führen. Ähnliches passiert, wenn ein Teammitglied zu viel kommuniziert.
  • Für die Führungsebene: Ohne Klarheit über den Projektfortschritt drohen Fehleinschätzungen und falsche Entscheidungen. So könnten Projektleitende beispielsweise dazu verleitet werden, das Team zu überlasten, wenn sie Tätigkeiten und den dafür nötigen Aufwand nicht verstehen. Gleichzeitig sollten sich Führungskräfte bewusst sein, dass es beim Team so wirken kann, als ob die Führungskraft selbst nichts arbeitet, wenn sie zu wenig oder zu viel kommuniziert
  • Für externe Stakeholder: Durch zu wenig Kommunikation könnten Kunden oder Partner annehmen, dass Projekte nicht wie geplant voranschreiten – dadurch entstehen ein potenzieller Imageverlust für das Unternehmen und grosser Ärger sowie Unsicherheiten für die Kunden. Aber auch zu viel Kommunikation kann zu Schwierigkeiten führen, da dies schnell ineffizient wirkt.

Praktische Tipps: So machen Sie Ihre Arbeit effizient sichtbar

Um die Herausforderungen, die Grahams Gesetz beschreibt, zu meistern, ist eine gezielte Strategie notwendig. Diese Tipps helfen, die eigene Arbeit sichtbar zu machen, ohne dabei ineffizient zu wirken:

  1. Nutzen Sie einen Kommunikationsmanagementplan
    Ein Kommunikationsmanagementplan ist das Herzstück einer strukturierten Projektkommunikation. Er hilft, die Interaktion mit Stakeholdern, Teammitgliedern und Kunden zu steuern. Idealerweise sollte dieser Plan schon in der frühen Planungsphase eines Projekts erstellt werden, sodass er von Anfang an umgesetzt werden kann. Richten Sie auch feste Zeiten für Status-Updates ein, z. B. in wöchentlichen Meetings oder kurzen Berichten. Wichtig ist, dass die Updates prägnant und verständlich sind. Selbst kleine Fortschritte sollten erwähnt werden – sie zeigen, dass das Projekt lebt.
  2. Fokus auf Relevanz
    Sorgen Sie dafür, dass Ihre Kommunikation zielgerichtet ist. Beantworten Sie sich selbst beim Verfassen jedes Berichtes und bei Einladungen zu Meetings die Frage: „Was ist für den Empfänger wirklich wichtig?“ So vermeiden Sie unnötige Details, die den Blick auf die Ergebnisse verwässern, und laden nur relevante Personen zu Meetings ein.
  3. Visualisieren Sie Arbeit
    Nutzen Sie Diagramme, Projektpläne, Kanban-Boards, einfache Listen oder andere visuelle Hilfsmittel, um Fortschritte greifbar zu machen. Dies hilft besonders in Projekten, in denen Arbeitsschritte abstrakt, sehr technisch oder einfach nur schwer verständlich sind.
  4. Feiern Sie Meilensteine
    Selbst kleine Erfolge verdienen es oft, sichtbar gemacht zu werden. Das Erreichen von Meilensteinen schafft nicht nur Motivation im Team, sondern stärkt auch das Vertrauen der Stakeholder in den Projektfortschritt. Dabei muss es keine grosse Feier sein: Eine kurze E-Mail, eine Anmerkung im Team-Meeting oder ein positiver Eintrag im Firmenchat können helfen, Fortschritte zu würdigen und das Engagement im Team zu steigern.
  5. Proaktive Kommunikation
    Warten Sie nicht, bis Stakeholder nach Updates fragen. Regelmäßige, kurze Statusberichte, die Fortschritte, Herausforderungen und nächste Schritte aufzeigen, schaffen Vertrauen und verhindern Missverständnisse. Kommunizieren Sie aber nicht wahllos alles, sondern fokussieren Sie sich auf für den jeweiligen Empfänger relevante Informationen.
  6. Reflexion und Rückblick
    Schaffen Sie Gelegenheiten, um gemeinsam auf das Projekt zurückzublicken. Eine Retrospektive am Ende eines Projekts stärkt nicht nur die Transparenz, sondern hilft auch, die Kommunikation in zukünftigen Projekten zu verbessern. Diskutieren Sie dabei, was gut gelaufen ist, und dokumentieren Sie die Ergebnisse.

Fazit

Grahams Gesetz zeigt, wie wichtig Kommunikation und Wahrnehmung im Projektmanagement sind. Sichtbarkeit ist jedoch kein Selbstzweck: Es geht darum, Vertrauen und Klarheit zu schaffen, ohne in ineffiziente Kommunikationsmuster zu verfallen. Mit einem ausgewogenen Kommunikationsansatz und den richtigen Werkzeugen schaffen Sie die Grundlage für erfolgreiche Projekte – und stellen sicher, dass niemand an Ihrer Leistung zweifelt.

Neben der persönlichen Kommunikation können Tools wie myPARM ProjectManagement und myPARM CorporateNavigator dabei helfen, die Arbeit sichtbar zu machen. Diese Softwarelösungen bieten Funktionen zur Erstellung von Statusberichten, zur Visualisierung von Projektfortschritten und Kommunikation mit dem Team. So unterstützen sie Teams, eine solide Basis für Klarheit und Vertrauen zu schaffen.

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