Die Kunst der Führung: Den richtigen Führungsstil finden
Führungskräfte tragen eine grosse Verantwortung. Einerseits müssen sie dafür Sorge tragen, dass die Ziele des Unternehmens erreicht werden. Auf der anderen Seite müssen sie aber auch schwierige Entscheidungen treffen, hervorragend kommunizieren sowie die Bedürfnisse und Erwartungen der Mitarbeitenden erfüllen. Gerade letzteres ist schwierig, denn wie eine aktuelle Umfrage von McKinsey zeigt, denkt knapp ein Drittel der deutschen Arbeitnehmenden an Kündigung – 36 Prozent davon geben als Kündigungsgrund schlechte Führung an* Kein Wunder, denn nicht jeder, der eine Führungsposition erlangt, hat eine hohe Führungskompetenz. Vielmehr stehen viele Führungskräfte vor der grossen Herausforderung, einen Führungsstil zu finden, der zum jeweiligen Team, der Situation, aber auch zur Führungskraft selbst passt. Wir erklären, welche Führungsstile es gibt und wie Sie als Vorgesetzter Ihren eigenen Stil finden, um ihr Team sicher zu führen und zu motivieren.
Warum ist es so schwierig, den richtigen Führungsstil zu finden?
Als Führungskraft ist es häufig schwierig, allen Erwartungen gerecht zu werden. Einerseits unterstehen Führungskräfte häufig Geschäftsführern oder höher gestellten Managern, denen gegenüber sie festgelegte Ziele erreichen müssen. Sie werden beispielsweise an Verkaufszahlen oder abgeschlossenen Projekten gemessen. Gleichzeitig wird aber auch von ihnen erwartet, dass Sie ihr Team gut anleiten, motivieren und die Mitarbeitenden möglichst lange an das Unternehmen binden. Dabei haben die Mitarbeitenden je nach ihrem Hintergrund, Aufgabenbereich und Wissen ganz unterschiedliche Erwartungen an das Verhalten ihres Vorgesetzten. So wollen einige Mitarbeitende an die Hand genommen werden, und genau gesagt bekommen, was sie tun sollen. Andere hingegen brauchen nur gelegentliche Unterstützung und Wertschätzung ihrer Arbeit. Dazu kommt noch, dass Führungskräfte Entscheidungen treffen müssen, die nicht immer auf Gegenliebe stossen. Zögerliches oder unsicheres Handeln sowie eine permanente Unsicherheit, sind allerdings keine Eigenschaften, die man sich von einer Führungskraft wünscht. Stattdessen sollten Führungskräfte über Fachkompetenz, natürliche Autorität, Überzeugungskraft und Entscheidungsfreude verfügen – und diese je nach Situation, Team und Mitarbeitendem passend einsetzen. Dazu kommt noch die eigene Persönlichkeit und damit eine Vorliebe für den einen oder anderen Führungsstil. Ein Spannungsfeld, das es nicht einfach macht, als Führungskraft zu überzeugen.
Übersicht verschiedener Führungsstile
Es gibt nicht den einen Führungsstil, der immer passt. Daher sollten erfolgreiche Führungskräfte die Vielfalt der Führungsstile verstehen und ihren Ansatz an die spezifischen Anforderungen und Dynamiken anpassen. Dies sind einige der bekanntesten Führungsstile:
1. Autoritärer oder autokratischer Führungsstil:
Führungskräfte, die einen autoritären Führungsstil haben, treffen alle Entscheidungen selbst, ohne ihre Mitarbeitenden einzubeziehen. Sie geben also klare Anweisungen von oben nach unten. So herrschen eine klare Rollenverteilung und Befehlsstruktur, was schnelle Entscheidungen ermöglicht. Allerdings kann ein autoritärer Führungsstil auch schnell für Unmut sorgen, insbesondere wenn die Führungskraft Mikromanagement betreibt.
Anwendung:
- Effektiv in Krisensituationen oder zeitkritischen Projekten.
- Geeignet für klare Ziele und bekannte Arbeitsabläufe
- Schnelle Entscheidungsfindung und klare Verantwortlichkeiten.
2. Demokratischer / kooperativer Führungsstil:
Im Gegensatz zum autoritären Führungsstil werden beim demokratischen Führungsstil die Mitarbeitenden an Entscheidungen und Planungsprozessen beteiligt. Es herrscht eine offene Kommunikation und Ideen werden gemeinsam diskutiert. Dadurch sind alle Teammitglieder gleichberechtigt eingebunden und es wird ihnen teilweise die Verantwortung für Aufgaben übertragen. Dies kann die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöhen, aber auch zu etwas längeren Entscheidungsprozessen führen.
Anwendung:
- Gut geeignet für kreative Projekte und innovative Lösungen.
- Fördert Teamarbeit und partizipative Entscheidungsfindung.
- Entwickelt ein Gefühl der Mitverantwortung.
- Stärkt das Engagement und die Motivation der Mitarbeitenden.
3. Laissez-Faire-Führungsstil:
Beim Laissez-faire Führungsstil wird die komplette Verantwortung an die Mitarbeitenden delegiert. Die Führungskraft gibt nur die Rahmenbedingungen vor und kommuniziert, welche Ziele erreicht werden sollen. Dadurch findet nur eine minimale Kontrolle seitens der Führungskraft statt und es wird die Selbstständigkeit sowie Eigeninitiative der Teammitglieder betont. Dadurch kann das Team seine Kreativität voll ausleben.
Anwendung:
- Geeignet für erfahrene und selbstmotivierte Teams.
- Förderung von Kreativität und Innovation.
- Funktioniert am besten, wenn Mitarbeiter hoch qualifiziert sind und autonom arbeiten.
4. Coachender Führungsstil:
Beim Coaching-Führungsstil geht es darum, den Mitarbeitenden dabei zu helfen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Dafür wird ihre berufliche und persönliche Entwicklung gefördert. Die Führungskraft unterstützt und berät die Mitarbeitenden bezüglich der Erreichung ihrer Ziele und gibt Tipps zur Leistungssteigerung.
Anwendung:
- Fördert die berufliche und persönliche Entwicklung der Mitarbeiter.
- Kann das Engagement der Beschäftigten erhöhen und so zu besseren Leistungen führen.
- Betont eine partnerschaftliche Beziehung und Vertrauen zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden.
5. Charismatischer Führungsstil:
Charismatische Führungskräfte überzeugen durch ihre Persönlichkeit und ihr Charisma. Dadurch begeistern sie ihre Mitarbeitenden und motivieren sie, ihr Bestes zu geben. Die Mitarbeitenden vertrauen der Führungskraft und das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Belegschaft ist gross, da alle Mitarbeitenden einem Ziel folgen. Der charismatische Führungsstil ist allerdings einer, den man sich nicht bewusst auswählen oder erlernen kann. Entweder verfügt man von Natur aus über die notwendige Ausstrahlung oder aber nicht.
Anwendung:
- Geeignet für die Förderung von Unternehmenskultur und Werten.
- Kann in Umgebungen mit kreativen oder innovativen Projekten effektiv sein.
- Betont die Wichtigkeit der persönlichen Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter.
Die Auswahl des geeigneten Führungsstils hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschliesslich der Situation, der Teamzusammensetzung und den organisatorischen Zielen. Eine effektive Führungskraft kann verschiedene Stile nutzen und flexibel anpassen, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
Selbstanalyse: Die Grundlage für Effektive Führung
Ein zentraler Schlüssel für effektive Führung liegt in der Fähigkeit zur Selbstanalyse. Die Führungsqualitäten eines Individuums hängen massgeblich von seinem Verständnis der eigenen Stärken, Schwächen, Werte und Persönlichkeitsmerkmale ab. Daher sollte sich eine Führungskraft die Zeit nehmen, eine Selbstanalyse durchzuführen, insbesondere wenn sie neu in einer Führungsposition ist.
- Reflexion über Werte und Überzeugungen: Führung basiert auf persönlichen Werten und Überzeugungen. Fragen Sie sich also, welche Ihre grundlegenden Prinzipien sind und wie sich diese in Ihrem Führungsstil widerspiegeln. Dazu gehört auch, dass Sie sich überlegen, wie Sie Entscheidungen treffen, oder wie Sie Ihren Mitarbeitenden Feedback geben – sowohl Kritik als auch Lob.
- Stärken und Schwächen erkennen: Es ist auch wichtig, als Führungskraft die eigenen Stärken und Schwächen genau zu kennen. Dafür kann man das eigene Verhalten gegenüber den Mitarbeitenden beobachten. So findet man schnell heraus, welcher Führungsstil der Führungskraft eher liegt und welcher nicht zu den eigenen Stärken und Schwächen passt. Wichtig ist, dass man sich selbst gegenüber bei dieser Analyse sehr ehrlich ist und sich Schwächen eingesteht. Nur so kann man letzten Endes sein Team authentisch führen.
- Feedback einholen: Zudem sollte man auch Kollegen, Mitarbeitende und Vorgesetzte befragen, um konstruktives Feedback zu erhalten. Es kommt oft vor, dass das Verhalten einer Führungskraft völlig anders wirkt, als es eigentlich gedacht war. Andere Perspektiven helfen daher dabei, blinde Flecken aufzudecken und so das eigene Führungsverhalten zu verstehen.
- Bewusstsein entwickeln: Zudem sollte eine Führungskraft sich ihrer eigenen Emotionen, Motivationen und Handlungsmuster bewusst sein. Beispielsweise sollte man wissen, wie man bei Stress oder grossem Druck reagiert. Wenn man die eigenen Reaktionen kennt, kann man beispielsweise lernen, sich selbst zurücknehmen und nicht vorschnell etwas zu sagen oder zu tun, das negative Effekte auf das Team hat. So entwickelt man sich kontinuierlich weiter und kann zu einer hervorragenden Führungskraft werden.
Was braucht das Team?
Viele Menschen schliessen von sich auf andere. Bevorzugt eine Führungskraft beispielsweise eine möglichst grosse Flexibilität, dann geht sie oft davon aus, dass das bei ihrem Team genauso sein muss. Allerdings kann es sein, dass das Team oder einzelne Teammitglieder klare Regeln bevorzugen, an die sie sich halten können. Daher sollte eine Führungskraft auch die Wünsche des Teams und der individuellen Mitarbeitenden in Erfahrung bringen. So kann es helfen, mit den einzelnen Mitarbeitenden zu sprechen und sie direkt nach ihren Erwartungen an das Führungsverhalten zu fragen. So kann man herausfinden, was der Mitarbeitende von der Führungskraft wirklich braucht.
Wichtig ist aber auch, die jeweiligen Tätigkeiten, sowie die Fähigkeiten den Mitarbeitenden in Betracht zu ziehen. So kann bei Routineaufgaben ein direktiver Führungsstil gut funktionieren, während dieser bei komplexeren Tätigkeiten, die Kreativität erfordern, eher hinderlich wäre. Auch das Können, Wissen und die Kompetenz der Mitarbeitenden beeinflussen den richtigen Führungsstil. Ein neuer Mitarbeitender braucht beispielsweise meist einen anderen Führungsstil als jemand mit jahrelanger Erfahrung. Dazu kommt noch, dass der Motivationsgrad der Mitarbeitenden sehr unterschiedlich sein kann, sodass einzelne Mitarbeitende von sich aus ihre Arbeiten erfüllen, während andere direkte Anweisungen benötigen.
Anpassung an die Situation
Im nächsten Schritt geht es darum, die Führungspersönlichkeit mit den Bedürfnissen des Teams zu verbinden, also einen Führungsstil zu finden, der dem Team die notwendige Unterstützung gibt, aber auch zu den eigenen Präferenzen passt. Allerdings gilt zu beachten, dass selbst, wenn eine Führungskraft einen optimalen Führungsstil für ein Team gefunden hat, dieser nicht in allen Situationen funktionieren kann. Die Fähigkeit, den Führungsstil an die jeweilige Situation anzupassen, ist daher entscheidend für den langfristigen Erfolg einer Führungskraft. So ist es wichtig, dass eine Führungskraft die aktuellen Umstände immer in Betracht zieht und die Teamdynamiken, Ziele sowie individuellen Fähigkeiten der Mitarbeitenden genau kennt, um flexibel reagieren zu können. Dies ist insbesondere in folgenden Situationen wichtig:
- Krisensituationen: In Krisensituationen kann ein autoritärer Führungsstil notwendig sein, um klare Anweisungen zu geben und rasche Entscheidungen zu treffen. Droht beispielsweise die Umsetzung eines Projektes fehlzuschlagen, muss schnell eingegriffen werden. Auch wenn sonst ein demokratischer oder Laissez-faire Führungsstil funktioniert, kann dieser in einer Krise fehl am Platz sein.
- Kreativitätsförderung: Auch Teams, die normalerweise Routineaufgaben durchführen und die mit einem eher autoritären Stil geführt werden, könnten mit neuen Aufgaben konfrontiert werden, die ein grösseres Mass an Kreativität erfordern. Beispielsweise, wenn die Arbeitsprozesse optimiert werden sollen. Bei solchen kreativen Projekten kann ein demokratischer Führungsstil mehr Beteiligung und Ideenaustausch ermöglichen.
- Erfahrung in Teams: Ein neu zusammengestelltes Team braucht sicherlich deutlich mehr Anleitung von Seiten der Führungskraft als ein sehr erfahrenes Team, das mit zu viel Kontrolle eher demotiviert würde. Hier ist also eine Anpassung des Führungsstils notwendig. Bleiben sowohl das Team als auch die Führungskraft über lange Zeit in derselben Konstellation, sollte sich die Führungskraft der gesammelten Erfahrung im Team anpassen und einem erfahreneren Team mehr Freiheiten gewähren. Das gilt auch, wenn eine Führungskraft neu zu einem selbstmotivierten und erfahrenen Team hinzukommt. Wird dieses Team durch die neue Führungspersönlichkeit zu stark eingeengt, könnte es demotiviert werden.
Ein situativer Führungsstil klingt zunächst komplizierter als er ist. Kennt man sich selbst mit den eigenen Stärken und Schwächen, analysiert die aktuellen Umstände genau und berücksichtigt die Fähigkeiten und Reife der Mitarbeitenden, dann lernt man schnell situativ zu entscheiden, welcher Führungsstil gerade gebraucht wird und am besten passt.
Allgemeine Tipps zur Führung
- Kommunikation und Feedback: Eine offene und transparente Kommunikation ist die Grundlage von guter Führung, unabhängig davon welchen Führungsstil eine Führungskraft bevorzugt. Nur so kann Missverständnissen vorgebeugt und dafür gesorgt werden, dass die jeweiligen Aufgaben reibungslos erledigt werden. Dazu gehört auch, dass eine Führungskraft ihren Mitarbeitenden zuhört und eine vertrauensvolle Feedbackkultur fördert.
- Vorbild sein: Gerade als Führungskraft ist man immer auch ein Vorbild für seine Mitarbeitenden. Daher sollte eine Führungskraft das, was sie von ihren Mitarbeitenden einfordert, auch selbst einhalten und vorleben. Beispielsweise eine transparente Kommunikation, offenes Feedback, das Einhalten von Versprechen, aber auch das Zugeben von Fehlern. Auf diese Weise können die Mitarbeitenden die Führungskraft respektieren und wissen jederzeit, woran sie sind.
- Empathie: Empathie erfordert die Fähigkeit, sich in die Lage anderer zu versetzen und ihre Perspektive zu verstehen. Empathische Führungskräfte sind sich jederzeit ihrer eigenen Emotionen bewusst und die Emotionen anderer erkennen. So können sie angemessen reagieren lernen und sich sowie ihren Führungsstil weiterentwickeln.
- Verantwortung abgeben: Ein autoritärer Führungsstil und Mikromanagement sind heutzutage nicht mehr allzu beliebt. Auch wenn eine solche Führung beispielweise in Krisen ihre Berechtigung hat, möchten die wenigsten Mitarbeitenden das Gefühl haben, dass alles, was sie tun, genau beobachtet und beurteilt wird. Gibt die Führungskraft allerdings einen Teil der Arbeit ab, kann sich die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeitenden erhöhen und gleichzeitig hat die Führungskraft mehr Zeit für andere Aufgaben.
- Konflikte angehen: In jedem Team kommt es irgendwann zu einem Konflikt oder Missverständnissen. Eine gute Führungskraft geht diese Konflikte möglichst frühzeitig an und findet Lösungen, um solche Situationen zu entschärfen, bevor sie zu einem grösseren Problem werden.
Fazit
In der facettenreichen Welt der Führung gibt es nicht den einen richtigen Führungsstil, der immer bestmöglich funktioniert. Vielmehr erfordert erfolgreiche Führung ein harmonisches Zusammenspiel verschiedener Stile, die situativ angepasst werden können. Die Schlüsselkomponenten von Kommunikation, Empathie, Feedback und kontinuierlicher Weiterentwicklung bilden das Fundament für eine effektive Führung, die nicht nur die individuelle Entwicklung, sondern auch den Teamerfolg fördert.
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